Es gibt kein Thema, das so häufig und breit in der Öffentlichkeit diskutiert wird, wie Familie. Oftmals gehen Meinungen in Politik, Kirche und Gesellschaft weit auseinander. Hält die Kirche eher am traditionellen Bild der Familie fest, gibt es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen keine Grenzen mehr. Als Kirche ist es unsere Aufgabe und Pflicht, in gesellschaftlichen Fragen mitzureden. Aber am Ende ist es primär unsere Aufgabe, Familie aus dem Blickwinkel des Glaubens und des Evangeliums her zu deuten. Papst Franziskus hat sich in seinem Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia - Über die Liebe in der Familie“ mit dem Thema „Familie“ befasst. Um sein Schreiben in Erinnerung zu rufen und zu vertiefen, hat er im vergangenen Jahr ein „Jahr der Familie“ ausgerufen. Insbesondere sollten Familie ganz besonders ins Gebet eingeschlossen werden.
Folgend zwei Zitate aus dem Schreiben, die uns zum Nachdenken anregen können:
„Die Gegenwart des Herrn wohnt in der realen, konkreten Familie mit all ihren Leiden, ihren Kämpfen, ihren Freuden und ihrem täglichen Ringen.“ Vor ein paar Wochen haben wir Weihnachten gefeiert, das Fest der Familie schlechthin. Diese sogenannte heilige Familie, bestehend aus Maria, Josef und dem Jesuskind, wird oft in eine idyllische Ecke voller Harmonie und Freude gerückt. Doch bei genauerem Hinsehen ist auch in dieser Familie das Gegenteil der Fall. Und wie es endet, wissen wir alle. Familie, egal wie groß sie ist, ist ein tägliches Ringen miteinander, Kompromisse eingehen und wenn wir einmal über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen, so manches Mal das Ringen darum, wie man seine Familie ernährt bekommt. Und genau hier hat Gott seinen Platz, weil er eben diese Situation kennt und das Ringen ganz real erfahren hat.
„Die Familie ist die erste Schule der menschlichen Werte.“ Die Familie ist vor dem Kindergarten und der Schule der erste Ort, wo Erziehung und Vermittlung von Werten ihren Platz haben. Das gilt auch für die religiöse Erziehung, denn die Familie ist die Kernzelle des Glaubens. Mit Blick in die heute Gesellschaft kann man so manches Mal den Eindruck gewinnen, dass dies nicht mehr so gesehen wird. Erziehung und Bildung sind Aufgaben des Kindergartens und der Schule und die religiöse Erziehung Aufgabe von Kirche. Dabei können die vorhergenannten Institutionen nur begleiten und unterstützen, letztendlich hat die tragende Rolle eben die Familie. Mit Blick auf die religiöse Erziehung ist hier sicherlich ein Umdenken notwendig, indem sie zuerst einmal in der Familie verortet sein sollte. Ein gelebter Glaube innerhalb der Familie, das Begreifen und Erlernen christlicher Werte geschieht durch ein konkretes Vorleben. Alles, was nur in der Theorie vermittelt wird, ist am Ende praxisuntauglich. Von daher kann der Wunsch an alle Eltern nur sein, ihre Kinder in Wort und Tat zu begleiten und es einzuführen in die Praxis unseres Glaubens. Dies ist im Übrigen auch Aufgabe der Paten bei der Taufe; dem Kind zu helfen, ein guter Christ zu werden.