Heiliges Jahr:Pilger der Hoffnung
Heiliges Jahr im Zeichen der Hoffnung begehen
„Spes non confundit“, „die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“: dieser Vers aus dem Römerbrief (vgl. Röm 5,5) ist der Titel der Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr 2025. Unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ machen sich Gläubige aus aller Welt für das Jubeljahr nach Rom auf oder begehen das Jubiläum in ihren Ortskirchen.
Im Zeichen der Hoffnung
„Möge das Heilige Jahr für alle Gelegenheit sein, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen“ - wünscht ihnen der Papst und erinnert an die Kraft aus dem Glauben - „das Wort Gottes hilft uns, Gründe dafür zu finden“. Diese Hoffnung sei unerschütterlich, nichts könne uns von der Liebe Gottes trennen, bekräftigt Franziskus (vgl. Röm 8,35.37-39).
Eng mit Hoffnung verbunden ist eine weitere Tugend - Geduld, wie es in der Verkündigungsbulle weiter heißt. In der schnelllebigen Welt, in der alles nah und verfügbar scheint und gleichzeitig Vereinzelung herrscht, gelte es Geduld als „Frucht des Heiligen Geistes“ wiederzuentdecken, die Hoffnung „als Tugend und Lebensweise konsolidiert“…
Das Heilige Jahr startet – so ist der Bulle zu entnehmen – am 24.12.2024 mit der Öffnung der Heiligen Pforte am Petersdom und endet am 06.01.2026 mit Schließung derselben durch Franziskus. Der Papst ist es auch, der die Heiligen Pforten der anderen Papstbasiliken in Rom öffnen wird…
In der Geschichte haben die Heiligen Jahre die christliche Hoffnung genährt. Das Heilige Jahr 2025 mit dem Motto „Pilger der Hoffnung“ knüpfe daran an, so Franziskus, der im Jahr 2016 bereits ein außerordentliches „Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“ durchführen ließ. Für das aktuelle Heilige Jahr werden rund 30 Millionen Besucher erwartet. Wer in dem Zeitraum nach Rom pilgert und dort die sogenannte Heilige Pforte durchschreitet, kann einen Nachlass zeitlicher Sündenstrafen erhalten. Weltweit finden in dieser Zeit besondere Gebete und Glaubensinitiativen statt; das erste Jubeljahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen.
Friedensappell
In der Verkündigungsbulle sind in 25 Punkten Bitten, Impulse und konkrete Appelle rund um das Thema Hoffnung formuliert. Franziskus richtet dabei den Blick auf Kranke und Migranten, Alte und Junge, Häftlinge und Menschen in Situationen des Krieges und Leids und wendet sich mit konkreten Aufrufen an Verantwortlichen der Staaten und Politik.
Für die Welt, „die sich wieder einmal inmitten der Tragödie des Krieges befindet“, erbittet der Papst Frieden. Die geschichtsvergessene Menschheit werde „von einer neuen, schwierigen Prüfung heimgesucht, bei der viele Völker von der Brutalität der Gewalt getroffen werden“. Die Dringlichkeit des Friedens fordere alle heraus und verlange „konkrete Projekte“, so der Papst: „Die Diplomatie darf in ihrem Bemühen nicht nachlassen, mutig und kreativ Verhandlungsräume für einen dauerhaften Frieden zu schaffen“, betont er und fragt: „Ist es ein zu großer Traum, dass die Waffen schweigen und aufhören, Zerstörung und Tod zu bringen? Das Heilige Jahr möge uns daran erinnern, dass man diejenigen, die Frieden stiften‘, ,Kinder Gottes‘ wird nennen können (Mt 5,9).“
Offenheit für das Leben
Mit Sorge blickt der Papst auf den Rückgang der Geburtenraten in verschiedenen Ländern der Welt. Hektische Lebensrhythmen, Zukunftsängste, prekäre soziale und Arbeitsverhältnisse sowie Konsum- und Profitstreben seien dafür Gründe. Franziskus fordert mehr Anstrengungen der Staaten und Gesetzgeber, um dem Problem entgegenzuwirken. Auch müssten Glaubensgemeinschaften und Zivilgesellschaften zu einer Kultur des Lebens beitragen; statt „leere Wiegen“ brauche es das „Lächeln vieler Jungen und Mädchen“.
Papst öffnet Heilige Pforte im Gefängnis
Regierungen schlägt der Papst vor, im Heiligen Jahr Amnestien und Straferlässe für Häftlinge umzusetzen. Es gelte diesen Menschen zu helfen, „das Vertrauen in sich selbst und in die Gesellschaft zurück-zugewinnen“ und „Wege der Wiedereingliederung“ zu beschreiten. Gläubige und Hirten sollten sich überall für diese Anliegen einsetzen und „mit vereinter Stimme mutig für menschenwürdige Bedingungen für Gefangene, die Achtung der Menschenrechte und vor allem die Abschaffung der Todesstrafe eintreten“, so der Papst, der ankündigt, selbst in einem Gefängnis eine Heilige Pforte öffnen zu wollen.
Solidarität mit Kranken
Nähe und Zuwendung durch andere Menschen erbittet der Papst für Kranke und Menschen mit Behinderungen, Dank richtet er an Wirkende im Gesundheitswesen, „die unter oftmals schwierigen Bedingungen ihren Dienst mit liebevoller Fürsorge für die Kranken und Schwächsten ausüben“…
Bündnis der Generationen
Mit Blick auf Herausforderungen, die junge Menschen heute bewältigen müssen, ruft Franziskus zur Unterstützung dieser Generationen auf. Junge Menschen seien mit ihrer Energie und ihrem Tatendrang „Freude und Hoffnung für Kirche und Welt“, hätten aber nicht selten mit unsicheren Zukunftsperspektiven, Orientierungslosig-keit, Sinnleere und psychischen Problemen zu kämpfen, gibt er zu bedenken.
Alte Menschen litten oft unter Einsamkeit. Christen und die Zivilgesellschaft seien „verpflichtet, den Schatz, den sie darstellen, ihre Lebenserfahrung, die Weisheit, die sie besitzen, und den Beitrag, den sie leisten können, zur Geltung zu bringen und für ein Bündnis zwischen den Generationen zusammenzuarbeiten“.(Bild: Dnalor_01 / CC-by-sa 3.0 / Quelle: Wikimedia Commons, In: Pfarrbriefservice.de)
Willkommenskultur pflegen
Einmal mehr spricht sich der Papst gegen Vorurteile und Abschottungstendenzen gegenüber Migranten aus: „Den vielen Exilanten, Flüchtlingen und Vertriebenen, die durch die internationalen Konflikte zur Flucht gezwungen sind, um Kriegen, Gewalt und Diskriminierung zu entgehen, mögen Sicherheit und ein Zugang zu Arbeitsplätzen und Bildung garantiert werden, was notwendig ist für ihre Eingliederung in das neue soziale Umfeld.“ Niemand dürfe die Hoffnung auf ein besseres Leben verlieren.
Ein gemeinsames Datum für Ostern
Papst Franziskus erinnert in der Bulle an zwei wichtige Jubiläen: die Feier des zweitausendsten Jahrestages der Erlösung durch Christus im Jahr 2033 und den 1700. Jahrestag des ersten großen ökumenischen Konzils von Nizäa, das sich unter anderem mit der Datierung von Ostern befasste. … Er ruft „alle Christen in Ost und West“ auf, „einen entscheidenden Schritt hin zu einer Einigung bezüglich eines gemeinsamen Osterdatums zu tun“.
Ökumenisches Märtyrer-Gedenken
In der Jubiläumsbulle lädt der Papst dazu ein, das Zeugnis der Märtyrer aus den verschiedenen christlichen Traditionen zu betrachten. Sie seien „Samen der Einheit“ und verkörperten die „Ökumene des Blutes“, hebt er hervor und formuliert den Wunsch, dass es während des Heiligen Jahres „auch eine ökumenische Feier geben wird, so dass der Reichtum des Zeugnisses dieser Märtyrer deutlich wird“.
Beichte und Missionare der Barmherzigkeit
Franziskus wirbt dafür, im Heiligen Jahr beichten zu gehen und die Schönheit des „Sakramentes der Heilung und Vergebung“ wiederzuentdecken. „Das Vergeben ändert nicht die Vergangenheit, es kann nicht ändern, was bereits geschehen ist; und doch kann Vergebung es ermöglichen, die Zukunft zu verändern und anders zu leben, ohne Groll, Verbitterung und Rache.“
Der Papst kündigt weiter an, dass der Dienst der Missionare der Barmherzigkeit, der während des Außerordentlichen Jubiläums eingeführt wurde, weitergeführt werden soll…
Einladungen zu Gebet – in Rom und weltweit
Eine besondere Einladung richtet Franziskus für das Heilige Jahr an die Gläubigen der Ostkirchen, „die so viel, oft bis zum Tod, für ihre Treue zu Christus und zur Kirche gelitten haben“, und an die „orthodoxen Brüder und Schwestern“, die aus ihren Herkunftsländern vor Gewalt und Instabilität flüchten. Alle Gläubigen lädt er dazu ein, an marianischen Heiligtümern in Rom und weltweit zu beten, um der Mutter Gottes „ihre Sorgen, ihren Kummer und ihre Wünsche“ anzuvertrauen… Auch eine intensive Lektüre der Bibel empfiehlt der Papst.