Ein mutiger Zeuge für Christus
Pfarrer Schulz war von 1919 bis 1935 Pfarrer in St. Josef in Elm-Derlen. Schon in dieser Zeit gerät er in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. Nach der Rückgliederung der Saar ins Deutsche Reich 1935 wird es für Pfarrer Schulz immer schwieriger, und er wird nach Nickenich in der Nähe des Laacher Sees versetzt. Auch hier steht er unter Beobachtung.
Am Nachmittag des 27. Mai 1940 sitzen Pfarrer Johannes Schulz und Josef Zilliken, der Pfarrer des Nachbarortes Wassenach, auf der Terrasse des Ausflugslokals Waldfrieden am Laacher See. Unerwartet erscheint der damalige Generalfeldmarschall Göring in Begleitung einiger Offiziere. Während die übrigen Gästen Göring und seine Begleiter mit „Heil Hitler'“ begrüßen, ignorieren die beiden Pfarrer die Ankommenden.
Am Abend desselben Tages werden Pfarrer Schulz und Pfarrer Zilliken von der Gestapo verhaftet und zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald dann nach Sachsenhausen-Oranienburg und schließlich nach Dachau gebracht. Hier stirbt Pfarrer Johannes Schulz am 19. August 1942.
Pfarrer Johannes Schulz zählt zu den bedeutenden Gestalten der Dachauer Priester. So beschreibt ihn P. Sales Hess in seinem 1946 veröffentlichten Buch „Dachau eine Welt ohne Gott“ folgendermaßen:
„Ein großer Ernst breitete sich vom Juni an über Block 26. Mehr und mehr erkannten wir die Absichten der Lagerleitung und des Reichssicherheitshauptamtes Berlin: das Lager und insbesondere die Geistlichen sollten dem Hungertod überantwortet werden. Was war für uns Priester natürlicher, als daß wir in tiefster Not noch engeren Anschluß an den Heiland suchten und Kapelle und Tabernakel noch lieber gewannen. Aber schon im Mai tauchten neue Gerüchte auf: die Lagerleitung wolle auch den Gottesdienst streichen. Pfarrer Johann Schulz von der Trierer Diözese verfaßte ein himmelstürmendes Gebet, das wir täglich nach der hl. Messe verrichteten. Im Mai war die Lage äußerst kritisch. Zum Glück drangen die Feinde unseres Gottesdienstes in Berlin nicht durch. Wir behielten unsere Kapelle, durften weiterhin unseren Gottesdienst feiern. Freilich wurde uns nur eine kurze Zeitspanne dafür zugemessen. Nur zwanzig Minuten standen uns zur Verfügung. Eine Bitte an die Lagerleitung, daß wir uns eine halbe Stunde früher vom Schlafe erheben dürften, wurde abgewiesen. Es blieb nichts anderes übrig, als die hl. Messe zu kürzen. Wir beschnitten die Vormesse soweit als nötig und möglich. Wir ersparten uns das Austeilen der hl. Kommunion. Waren wir doch alle Priester. Wenn auch unsere Hände von der harten Arbeit Risse und Schrunden zeigten, sie waren doch geweiht. So nahm jeder aus einem an der Türe aufgestellten Teller eine unkonsekrierte Hostie, hielt sie während der hl. Messe vor sich hin. Bei der hl. Wandlung konsekrierte der Priester vom Altar aus alle Hostien mit, die auf den Händen der Priester lagen, und bei der hl. Kommunion war es wie im Abendmahlsaale: jeder der Kommunizierenden reichte sich selbst das Brot des Lebens. Es war gewiß ein ergreifender Anblick. Wir empfingen die hl. Kommunion täglich als Wegzehrung. Wer konnte wissen, ob er den Abend noch erlebte? An den Sonntagen durften wir den Gottesdienst noch wie bisher feiern. Viele freilich waren schon so entkräftet, daß sie nicht mehr stehen oder knien konnten. Sie saßen auf dem Boden, lehnten sich an die Wand und beteten um Kraft und Rettung in schwerer Not. Von den Predigten waren uns die am liebsten, die ein paar Worte des Trostes für uns wußten. In den Herzen aller wird das Andenken an Pfarrer Johann Schulz bleiben, der es so gut verstand, uns zu trösten. Dankbar schüttelten wir ihm nach dem Gottesdienst die Hand. Er starb ebenfalls des Hungertodes…“ (S.150f.).
Da das Begräbnis in der Pfarrei Nickenich verweigert wird, erfolgt die Beisetzung seiner Urne anonym im Grab eines jungverstorbenen Neffen auf dem Waldfriedhof in Saarbrücken-Burbach. Am 17. Dezember 2003 wird die Urne von Pfarrer Johannes Schulz in Anwesenheit von Pfarrer Hans-Georg Müller gehoben und nach Elm überführt. Nach einem bewegenden Pontifikalamt am 7. März 2004 wird die Urne von Pfarrer Johannes Schulz durch Bischof Dr. Reinhard Marx im Priestergrab vor der Kirche St. Josef in Elm-Derlen beigesetzt.