Ausgehend von einer Frage eines Kommunionkindes nach der Gewalt und den Grausamkeiten in Texten des Alten Testaments möchte ich folgend die Gottesbilder der Heiligen Schrift näher betrachten. Zu Beginn ein paar Vorbemerkungen über die Entstehung der Bibel zum besseren Verständnis. Zunächst sei erwähnt, dass die Bibel als Gesamtwerk über Jahre und Jahrhunderte aus vielen Einzelschriften und Büchern entstanden ist. Dabei haben sowohl die Vorstellungen über deren Entstehung, als auch die Gottesbilder eine Entwicklung durchgemacht. An dieser Stelle ist folgendes festzuhalten. Die Bibel ist nicht am Schreibtisch entstanden. Anfangs gab es nur die mündliche Überlieferung von Ereignissen und Inhalten, bevor überhaupt aufgeschrieben wurde. Die Menschen waren von Gottes Geist erfüllt, die Heilsgeschichte festzuhalten. Im Mittelalter galt die Vorstellung, die Bibel sei pures Wort Gottes und den Verfassern vom heiligen Geist eingehaucht. Hingegen kam das II. vatikanische Konzil zu der Auffassung, die Bibel ist Gottes Wort in Menschenwort. Das leuchtet ein. Die Bibel ist „Gottes Wort“, weil sie Gottes besondere Offenbarung in der Geschichte Israels und in Jesus Christus bezeugt und aufbewahrt. Sie enthält die für unser Leben notwendigen Heilswahrheiten. Die Bibel ist „Menschenwort“, weil sie von Menschen geschrieben ist. So werden mit Blick auf die Grausamkeiten in den Texten des Alten Testaments immer auch der Zeitgeist und die Sichtweise des Verfassers deutlich. Persönliche Aggressionen werden auf Gott übertragen. Schwierig wird es dann, wenn beispielsweise ein 3000 Jahre alter Text mit den ethischen Maßstäben unserer Zeit verglichen und gedeutet wird.
Neben den dunklen Stellen darf man andere Texte nicht vergessen. Beispielsweise die beeindruckende Offenbarung Gottes im brennenden Dornbusch am Fuße des Sinais. Gott offenbart seinen Namen der ein Programm hat. Anders das Gottesbild des Neuen Testaments. Man denke nur an das Ereignis der Geburt Jesu, ein Gott der sich klein macht um den Menschen zu begegnen. Für uns Christen ist Jesus und sein Gottesbild oberster Maßstab.
Abschließend einige Anmerkungen: Gott lässt sich in den Texten der Heiligen Schrift nicht bestimmen und festlegen. Aussagen über Gott sind immer Einzelsichtweisen und ergeben kein endgültiges Bild von ihm. Weiter führen biblische Texte immer in die Freiheit und Weite und niemals in die Abhängigkeit und Enge. Gottesbilder dazu zu nutzen, Menschen Angst zu machen ist theologischer Unsinn. Die Bibel ist Anwältin für die Würde des Menschen. Sie gibt Impulse für soziale Gerechtigkeit. Sich mit ihr zu befassen und auseinanderzusetzen ist anstrengend und hochspannend.
Thomas Pohl, Gemeindereferent